Ein 57-jähriger Patient wird zum dritten Mal innerhalb eines Jahres in der Notaufnahme aufgrund von starken oberen Bauchschmerzen vorstellig. Sein Routinelabor zeigt ein leicht erhöhtes CRP bei 6,5 mg/dl bei normaler Leukozytenzahl. Anamnestisch ist ein vermehrter Alkoholkonsum bekannt. Lipase ist normwertig.
Die Verdachtsdiagnose lautet Pankreatitis. Ist diese bei normwertiger Lipase nicht schon ausgeschlossen? Wie können wir unsere Verdachtsdiagnose bestätigen?
Zur Diagnose einer Pankreatitis benötigt man 2 von 3 Kriterien.
1. klinische Symtpomatik passend zur Pankreatitis
2. Lipaseerhöhung um mehr als 3-fach der Norm
3. charakterische Befunde in der abdominalen Bildgebung.
Unten folgen die Bilder aus der endosonographischen Untersuchung. Bevor wir in die Beurteilung starten schauen wir uns die EUS-Diagnosekriterien der chr. Pankreatitis an. Die Diagnosestellung beruht nämlich auf der Beurteilung des Pankreasparenchyms sowie des Pankreasgangs.
Parenchym
Pankreasgang
In den oberen beiden Bilder sieht man ein inhomogenes Pankreasparenchym mit hyperechogenen Foci. Im oberern rechten Bild sieht man den Gallengang mit a.e. entzündlich verdickter Wand. In den unteren Bilder kann links ein Pankreasstein dargestellt werden mit typischer dorsaler Schallauslöschung. Rechts unten ist der Pankreasgang bei 5,5 mm ausgemessen.
Welchen Durchmesser darf der Pankreasgang (Ductus wirsungianus) den haben?
- Normal ist ein Durchmesser < 3mm.
Um die Unterschiede nochmals hervorzuheben haben wir unten den direkten Vergleich eines homogenen, echonormalen Pankreasparenchyms mit normalen Hauptgang und den Veränderungen der chr. Pankreatitis:
Der Schweregrad einer Pankreatitis kann mithilfe der Cambridge Klassifikation eingeteilt werden, wobei die bereits erwähnten EUS-Charakteristika Anwendung finden:
Cambridge 0
Cambridge 1
Cambridge 2
Cambridge 3
Cambridge 4
keine Kriterien erfüllt
wabig lobulierte Textur - honigwabenartig, Gang < 3mm
Hyperechogener Gang, hyperechogene Foci, echodichte Kontur, Gang < 3mm
Wabig lobuliert, septiert, hyperechogene Foci, echodichte Kontur, Gang > 3mm, irregulärer Gang, kleine Gangsteine
wie 3 und Verkalkungen, Gangsteine, Zysten
Bei rezidivierenden Bauchschmerzen sollte auch bei normaler Lipase an einen Schub einer chronischen Pankreatitis gedacht werden. Die Endosonographie ermöglicht eine gut Visualisierung des Pankreas und kann gemeinsam in einer Sitzung mit der Gastroskopie durchgeführt werden.
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